Montag, 5. November 2012

Burg Ludwigstein ruft die Antarktis.




Die  DARC Familienfreizeit auf der Burg Ludwigstein bei Kassel war zum vierten Mal ein Erfolg. Am ersten November Wochenende waren 40 Teilnehmer in die alten Gemäuer der mittelalterlichen Jugendburg eingezogen und hatten sich ein tolles Programm vorgenommen.  Zum Aufbau der UKW Station und zur Vorbereitung der Outdoor Aktionen war Holger ( DG4YGO) war schon einen Tag früher angereist. Holgers Einweisung zur Burg über das Relais Hoher Meissner war sehr hilfreich. Im Einweisungsfunkverkehr konnten die anreisenden Kinder bereits mit Ausbildungsrufzeichen erste Funkübungen absolvieren.
Neben einer zweitägigen Elektronik Bastelaktion im Rittersaal gab es auch diverse Outdoor Aktivitäten. Eine kleine Fuchsjagd, eine Nachtwanderung mit Taschenlampen und Funkgeräten, Bogenschießen mit Fritz sowie diverse Geocache Aktionen sorgten für buntes Treiben rund um die Burg. Leider war das Wetter nicht so, wie wir uns das gewünscht hatten. Einige Aktionen mussten im strömenden Regen durchgeführt werden, aber das machte den Jugendlichen nicht viel aus, sie hatten die passende Kleidung mitgenommen. Im Speisesaal brannte immer ein Lagerfeuer, an dem man sich aufwärmen und die nassen Sachen schnell trocknen konnte. An diesem Wochenende waren wir nicht die Einzigen auf der Burg, weitere 250 Jugendliche der Deutschen Waldjugend hatten sich zu einem Arbeitswochenende zur Pflege der Burganlagen getroffen.   Ein Glück, Lucas hatte sein Funkgerät im Wald verloren und die Waldjugend fand  es am nächsten Tag wieder. Eine hervorragende Zusammenarbeit.
Der Turm der Burg  bot die Gelegenheit, eine Kurzwellen Antenne aufzuhängen. Nach einer halben Stunde Arbeit  war ein Multiband Dipol für weltweite Verbindungen in der Luft. Im gemütlichen Kaminzimmer neben dem Turm wurde die Kurzwellenstation eingerichtet und schon konnte der Funkverkehr beginnen. Alle Besucher und Bewohner der Burg, die auf den Burgturm wollten, mussten durch unser Kaminzimmer und konnten sich  über unser Hobby  informieren lassen.
Zurzeit hält  sich Lars, DL1LLL  als Techniker auf der deutschen Antarktis Forschungsstation Neumayer III  des Alfred-Wegener-Instituts Bremerhaven auf.  Im Vorfeld hatten wir mit ihm per email Kontakt auf genommen und ihn gefragt, ob er mit den Teilnehmern der Freizeit auf der Burg ein QSO führen kann. Für den Samstagabend war dann einen Funkkontakt geplant. Direkt nach dem Abendessen und eine halbe Stunde vor unserem Filmabend  um 18 Uhr UTC war die Verbindung angesetzt. Um diese Zeit sollte die Funkstrecke Europa – Antarktis normalerweise offen sein.  Natürlich hatten wir bei den anderen Burgbewohnern Werbung für die außergewöhnliche Aktion gemacht und somit viele Zuschauer. Leider war auf der verabredeten Frequenz nur Rauschen zu hören, aber wir konnten mit dem Misserfolg leben, es gab ja noch andere Funkstationen mit denen wir einen Kontakt zu fernen Kontinenten vorführen konnten. Zu einem Funkkontakt mit dem  Südpol ist es dann doch noch gekommen, Lars ist auf der Forschungsstation über einen Satellitenstrecke an das deutsche Telefonnetzt angebunden und konnte uns über GSM Telefon das Rauschen auf  der anderen Seite der Erdkugel bestätigen.
Nachdem alle Jugendlichen im Bett waren, wollten die erwachsenen Funkamateure wissen, warum der Kontakt zum Südpol nicht funktioniert hat. Uwe (DB4YP) kam  auf die Idee, das Programm WSPR von K1JT auf einem Laptop zu installieren und die weltweiten Baken mit dieser Betriebsart abzuhören. Auf dem Laptop Bildschirm konnten wir dann den Beweis für die schlechten Bedingungen sehen. So konnten selbst die erfahrenen Funkamateure auf der Freizeit noch etwas dazu lernen.
Im Rittersaal durften  sich die Jugendlichen während der Freizeit an  10 Lötplätzen mit dem Bau von diversen elektronischen Bausätzen beschäftigen. Für einige Jugendlichen war es das erste Mal, dass sie einen Lötkolben in der Hand hatten. Gegen die obligatorischen Verbrennungen standen Kühlbeutel und Pflaster bereit. Jugendliche, Eltern und Betreuer bastelten so lange, bis  Morsepiepser und Geschicklichkeitsspiele funktionierten. Am Sonntagmorgen gingen uns langsam die Bausätze aus.  Bei einem Rundgang durch die Zimmer hörte ich, wie sich zwei Gruppen von Zimmer zu Zimmer über den Flur Morsezeichen zu piepsten, zwar langsam, aber erfolgreich.
Im Vorfeld hatten sich einige Jugendlichen gewünscht, dass wir Lego Roboter Bausätze mit auf die Burg nehmen sollten. Dank der Unterstützung des Distriktes Westfalen Nord, verschiedener Vereine und Stiftungen konnten wir in den letzten Jahren 11 Lego Roboter Bausätze beschaffen. Roboter Projekte üben auf die Jugendlichen eine große Faszination aus. Nicht nur die Konstruktion von utopischen Robotern aus hunderten von Legosteinen, sondern auch die Programmierung der kleinen R2D2 Gebilde machen den Kindern unheimlich viel Spaß. Annika(11) und Jonas(10) bauten und programmierten von Samstagmorgen um 10 bis 24 Uhr und Sonntag von 8 bis 12 Uhr an einem Roboter. Die Kinder hatten sich sehr schnell und selbstständig in die Roboter Programmierung eingearbeitet und nach kurzer Zeit tolle Programme geschrieben. Da wir ja mehrere Roboter in  unserem Bestand haben, durfte Annika den Roboter vorübergehend mit nach Hause nehmen, damit sie ihre Fähigkeiten ausbauen kann.  Es sah schwer danach aus, als wenn einige  Kinder einmal eine Karriere als Informatik oder Maschinenbau Ingenieur vor sich haben.
Einige Teilnehmer waren durch die Internetseiten des DARC  auf unserer Amateurfunk Freizeit auf der Burg gestoßen. Offensichtlich sind wir eine der wenigen Organisationen, die  technikorientierte Freizeiten  anbieten.  Die Verbindung von Freizeit, Amateurfunk und Technik hatte einigen Teilnehmern besonders gut gefallen. Düsseldorf, Frankfurt, Friedrichshafen, Bielefeld, Mainz und Fulda liegen nicht grade vor dem Burgtor und trotzdem nahmen die Eltern die lange Anreise in Kauf, um ihren Kindern die Freizeit zu ermöglichen. Es gab noch 10 weitere Interessenten für die Freizeit, denen wir leider absagen mussten.
Für die Betreuer Brigitte (DL6YAJ, Günter (DD4WU), Christian (DO7CF), Robert (DL5RT), Uwe (DB4YP), Ulrich (DD9NT), Holger (DG4YGO), Thomas (DF2WK), Thomas (DL3EL) und Lucas (DL1LE) war die Freizeit quasi mal wieder eine lehrreiche Weiterbildungsveranstaltung, weil sie durch die Organisation und Durchführung der Freizeit ihre Kenntnisse von erfolgreicher  Jugendarbeit ergänzen  konnten.
Die Durchführung der DARC Familienfreizeit ist für das Organisationsteam mittlerweile Routine. Wir würden unsere Erfahrungen gern an andere Distrikte oder Ortsverbände weitergeben. Vielleicht gibt es ja in eurer Nähe auch eine attraktive Jugendbildungsstätte, in der ihr mal selbst ein DARC Familien Funk- und Bastelfreizeit organisieren könnt. Bedarf gibt es auf jeden Fall. Unsere Freizeit 2012 war nach drei Wochen ausgebucht. Die nächste Freizeit auf der Burg Ludwigstein ist für das Wochenende 20-22 September 2013 geplant. 50 Betten, der Turm und der Rittersaal sind für uns reserviert.


Werner Vollmer, DF8XO@darc.de
DARC Jugendreferat